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moppedwolf: OT: Männersurfen!! (Dienstag 15. Dezember 2009, 14:49)

OT: Männersurfen
Ein bekannter Bekannter sandte mir ein schönes Geschichtlein, welches ich Euch Kalkleisten nicht vorenthalten möchte.
Falls einer von Euch subversiven Objekten vermuten sollte, daß ich damit etwas zu tun hätte, so liegt er falsch, klar?!


Männersurfen - Teil 1
Man muß schon sehr große Langeweile haben, daß man auf die Idee kommt, Sachen zu machen, die andere nicht machen würden, auch wenn man androht, ihnen einen Besen rektal bis zum Bauchfell einzuführen.
Uns war langweilig. Sehr sogar.
Es mußte was passieren.
Ralf sinierte und blies Kringel mit seiner Marlboro.
Samstag nachmittag und in der Kleinstadt ist so wenig los, wie in einer Disco morgens um neun.
Ich konterte Ralfs Kringel mit dem Versuch einen Trichter aus immer kleiner werdenden Kringeln aus meiner West light zu zaubern.
Fad.
Wir standen an Ralfs braunem Kadett. Er auf der Fahrerseite, ich gegenüber.
Der Kadett hatte schon vieles mit uns gemeinsam ausprobiert.
Wir testeten, wie schnell man einen Reifen in voller Fahrt von der Felge ziehen kann.
Mit ordentlich Tempo, wenig Luftdruck und einem sensationell schnellen Lenkeinschlag, der nur mit Ralfs krakenartigen Armen machbar war, ging das erstaunlich gut.
Wir testeten, wie weit ein Kadett springen würde, wenn man mit angepasster Stadtgeschwindigkeit, also etwa 100km/h, von der Hauptstrasse in die LKW Verladebucht eines ansässigen Fenster- und Kellerlichtschachtherstellers einlenken würde.
Fast 10 Meter, garniert mit einem fürchterlichen Aufschlag, der nach dem zehnten Mal die B-Säule des Kadetts am Dachbeginn teilte.
Wir testeten, wie nahe man bei Topspeed auf der Autobahn an ein vorausfahrendes Auto fahren muß, um die eingetragene Höchstgeschwindigkeit des Kadetts zu verbessern.
Ging bei Vollkontakt über 190 laut Tacho.
Auch fad.
Ralf erzählte was von einem Verrückten, der sich während einer Party eines ortansässigen Rockerclubs auf das Autodach eines Kumpels schwang und mit 50 Sachen am Clubhaus vorbeifuhr.
"Lächerlich!", rief ich.
"Wieso?", fragte Ralf.
"Der Heini ist einfach nur geradeaus gefahren und der Fahrer hat versucht, ihn möglichst nicht abzuwerfen."
"Ja, das stimmt, das ist eigentlich uncool.", sinnierte Ralf.
"Ralf, hör mal, wenn das männermäßig aussehen soll, dann muß es ein Wettkampf sein. Ich meine, der Fahrer muß versuchen, den Typ da oben loszuwerden, so, wie man das in den Filmen sieht, weißt Du?.
Ralf nickte.
Die Langeweile verzog sich und suchte nach anderen Opfern.
Das Kadettdach inspizierend, überlegten wir, ob das machbar wäre.
"Man kanns nur probieren.", meinte ich.
"Ok," ,grinste Ralf, "schwing Dich aufs Dach."
"Aber fahr erstmal langsam, ok? Ich will mir das erst anschauen."
Ich überlegte kurz, wie ich mich am besten auf dem Dach festhalten sollte.
Ralf ließ in zwischen den Motor an, drehte den Motor auf die optimale Startdrehzahl von 6.300/min und ließ die Kupplung schnalzen.
Tiefe Riefen mit meinen Fingernägeln ziehend verließ ich Ralfs Autodach achtern.
Der Heckscheibenwischer gab meiner Familienplanung den letzten Schliff.
Zwei Fingernägel bluteten, weil ich sie unsanft aus ihrem Bett geholt hatte.
Ralf beschwerte sich, als er wieder zurückkehrte, daß sein Heckscheibenwischer nicht mehr zu gebrauchen war, weil er nun, anstatt der Heckscheibe das Nummernschild darunter reinigte.
"Sag mal, Du Idiot, was hast Du falsch verstanden, als ich Dich bat, langsam anzufangen, häh?", bellte ich.
Ralf nickte kurz und meinte: "In der Tat, die Kupplung rupft ein wenig."
Nachdem wir uns mit einigen blöden Sprüchen wieder versöhnt hatten, wollten wir es noch einmal probieren.
Ich zog mir Ralfs Motorradhandschuhe an, die er zufällig im Kadett liegen hatte.
Hier ist ein kleiner Vergleich vonnöten, um die Größendifferenz zwischen meinen, normal gebauten Händen und Ralfs Caterpillar Gelenkschaufeln aufzuzeigen.
Als ich in Ralfs Handschuhe einstieg hatte ich unwillkürlich das Gefühl einen Stein in einen leeren Heuschober zu werfen.
Um diese Tennisplatzregenabdeckungen an meinen Händen zu fixieren, band ich beide Handschuhe mit je einem Kabelbinder an meinen Handgelenken fest.
Also noch einmal.
"Mach die Fenster auf, dann kann ich mit den Händen um den Rahmen greifen, das müßte gehen!", rief ich in den Kadett hinein.
Ralf tat wie ihm geheißen.
Gerade noch rechtzeitig umklammerte ich die Fensterrahmen, als die 155er PneumantRaceAttack unter dem Opel laut wieherten.
Der Kleinwagen beschleunigte barbarisch. Ungeheuer, wie sich 60 PS anfühlen, wenn man nicht bequem die Kräfte über die Sitzlehne abstützen kann.
Die Handschuhe waren eine gute Idee, denn der Rahmen war eiskalt und recht dünn, er drückte stark.
Ralf machte eine plötzliche Lenkbewegung, mit der ich nicht rechnte.
Der Kadett bog mit gefühlten 300 km/h nach links. Ralf sagte mir später, es wären höchstens 60 gewesen.
Ich verließ das Opel Erfolgsmodell von 1982 auf der Steuerbordseite, nicht ohne dem Dach mittels meines Metallreißverschlusses, eingenäht in meiner Lederjacke, ein unverwechselbares Muster einzugravieren.
Mann, das tat weh.
Nach einer vierfachen Schraube drehte ich noch einige Salti, jedoch ohne richtige Körperspannung, weshalb ich Abzüge in der B Note bekam.
Glücklicherweise erfüllte die Lederjacke ihre Aufgabe leidlich, auch die Jeans war hart im Nehmen und gab nur an einigen Stellen den enormen Reibwert meiner Haut frei.
Ralf drehte um und stellte den Opel ab: "Warum hältst Du Dich nicht fest?"
Ein unbeabsichtigter Boxhieb entfuhr meiner rechten Hand und hakte knapp unterhalb von Ralfs Rippenbögen ein.
Aufgrund der Beschreibung seiner Hände kann man erahnen, daß Ralf recht hochgeschossen ist. Mager noch dazu.
Ich erinnerte mich in diesem Moment an einen Fernsehbericht, in dem ein Samurai ein senkrecht stehendes Holzbrett in der Mitte traf.
Dieses brach und klappte mit atemberaubender Geschwindigkeit ein.
Ralf bekam langsam wieder Luft. Ich erkannte dies an seinem, von blau wieder zu einer normalen Farbe zurückkehrenden Gesicht.
Wir probierten noch einige Haltepositionen und Griffe auf dem Dach aus, mal fuhr Ralf, mal ich und gegen Abend war es dem Fahrer fast nicht mehr möglich, den Dachmenschen abzuwerfen.
Immense Reifenspuren auf dem Parkplatz des größten Baumarktes der Region zeugten von unseren Übungen.
Glücklich fuhren wir zum Kleinstadttanztempel um uns zum Schnitzel ein Bierchen einschenken zu lassen. Ralf verzichtete auf das Abendessen, er salbaderte über einen verdorbenen Magen.
Ende Teil 1




-- Montag 14. Dezember 2009, 12:05 --

Männersurfen - Teil 2
Unser, inzwischen ausgeklügeltes System von Haltegriffen und Positionen erlaubte es uns, auf nahezu alle Fahrmanöver des Gegners, respektive Fahrers zu reagieren und oben zu bleiben.
Sonntags trafen wir uns mit der gesamten Clique an einem frisch freigegebenen Baggersee, um ein wenig zu planschen.
Ralf und ich fuhren mit seinem Stunt-Opel dorthin, nicht, ohne uns mehrfach zu verfahren, da wir noch nie dort waren.
Navis waren zu dieser Zeit weiblich, saßen auf dem Beifahrersitz, hielten die Karte verkehrt herum und schrien: "Da hinten hättest Du rechts müssen!"
Recht ungenau also und der Positionsfix hinkte den tatsächlichen Koordinaten etwas hinterher.
Sowas konnten wir nicht gebrauchen, wir verfuhren uns lieber selbst, da wußten wir, was wir hatten.
Um zum Baggersee zu gelangen mußte man durch eine stillgelegte Kiesgrube fahren.
Die Spuren in der Kiesgrube ließen keinen Zweifel aufkommen, dass die Landjugend diese Kiesgrube bereits als Off Road Strecke zur Verbesserung der Fahrkunst eifrig nutzte.
Bevor wir die bereits zu Wasser gelassenen Freunde begrüßen wollten, inspizierten wir ausgiebig das Terrain.
Nicht schlecht.
Ein feiner Rundkurs, der mit normal profilierter Sommerbereifung im Trockenen problemlos befahrbar war.
Eine kleine Kuppe würzte den Baggersee Raceway, der sich malerisch zwischen zwei Hügeln schlängelte, auf selbigen man das Treiben der Spinner gut beobachten konnte.
Aber wir waren ja nicht zum Zuschauen hier, das war uns nach der eingehenden Besichtigung klar.
Wir würden heute nicht nass werden, eher staubig.
Ralf legte eine respektable Rundenzeit in den Kies, garniert mit schönen Drifts.
Die ersten Zuschauer fanden sich ein und applaudierten artig.
Ich wollte mich auch warmfahren.
Da ich erst 17 war, mußte ich die Fahrerei ohne den Segen der Staatsmacht erledigen, dieses Handicap konnte ich als erfahrener Schwarzfahrer doch gut ausgleichen.
Meine Rundenzeit war nicht so gut, wie Ralfs Best Lap, doch war ich durch Getriebeprobleme an einer besseren Zeit gehindert worden.
Der Opel ist derart oft ohne Kupplung durchgeschaltet worden, dass es einiger Erfahrung bedurfte, die völlig ausgeschlagene Kulisse zu bedienen.
Egal, mehr als Gang eins und zwei brauchte man hier nicht.
Die kleine Kuppe entpuppte sich mit zunehmend besseren Rundenzeit als veritable Sprungschanze.
Ralf wollte zuerst aufs Dach.
Die Zuschauer merkten, das sich hier etwas ganz neues tat und beäugten uns neugierig.
Ralf legte seine Lederjacke verkehrt herum an, damit der Reißverschluß sein bereits stark zerfurchtes Kadettdach nicht noch weiter beschädigte.
Nach dem Anziehen seiner Handschuhe der Marke Caterpillar M322C Hydraulic Warmers schwang er sich nach oben und ich startete den braunen Boliden aus Rüsselsheim.
"Alles ok, bei Dir?" brüllte ich nach oben.
"Jo, mach los... "
Ralf war derart lang gewachsen, dass seine Beine über die Heckscheibe bis fast ans Nummernschild reichten.
Sein Becken, also der anatomische Knick im Körper befand sich genau am Dachende.
Nach einigen, langsameren Runden klopfte Ralf zwei Mal aufs Dach.
Er wollte also schneller.
Na gut.
Kanner ham.
Der Kadett flog um den Kurs.
Öfter hörte ich Ralf ächzen und stöhnen, speziell, wenn er umgriff.
"Aha, der Kerl schnauft schon.", freute ich mich.
Aus den paar Zuschauern wurde in der Zwischenzeit ein ganzer Haufen Schaulustiger.
Ich steuerte in einem schönen Drift auf die Sprungschanze zu.
Diesmal wollte ich nicht mehr vom Gas gehen und den Kadett so weit springen lassen, wie es nur eben ging.
Nach gut 10 Metern schlug der Opel hart auf. Kurz danach hörte ich einen weiteren Aufschlag.
Im Rückspiegel sah ich Ralfs Beine auf die Scheibe poltern.
Ein dumpfes Stöhnen drang von oben ins Cockpit.
"Halt an!", brüllte Ralf mit letzer Kraft.
Ich hielt an.
Ralf rutsche stöhnend und grunzend an der Heckscheibe herunter und krümmte sich vor Schmerzen.
"Was ist los Alter?" fragte ich, nicht ohne einen gewaltigen Lachkrampf zurückhalten zu müssen.
Ralf wälzte sich im Kies: "Meine Eier, ich glaub, die laufen grad aus... "
Christian, einer unserer Kumpels kam den Hügel runtergestolpert.
"Meine Fresse, hats den da oben zerlegt. Als Du gesprungen bist, hat es ihn vom Dach gehoben, er war nur noch mit den Fingern am Fensterrahmen.
Der Rest vom Körper stand im Handstand über dem Auto. Dann bist Du aufgekommen. Ich konnte gar nicht hinsehen. Er ist mit den Glocken voll auf die hintere Dachkante geschlagen.", sprudelte Christian und ich merkte ihm an, daß auch er Mühe hatte, nicht vor Lachen inkontinent zu werden.
Ralfs Schmerzen ließen in der Zwischenzeit etwas nach und er kam wankend auf uns zu.
Ralf hatte meterlange Beine.
Diese hatten nun beide die Form eines Halbkreises, wie man es aus den Lucky Luke Comics kennt.
Zu viel O-Bein für uns... eruptiv entlud sich das bis jetzt mühsam zurückgehaltene Lachen.
"Ok, Du Scheißer, jetzt bist Du dran!" grunzte Ralf mich an.
"Ja, aber, kannst Du denn fahren?"
"Geht schon..."
Ich bereitete mich auf einen Höllenritt vor.
Lucky Luke wollte mir das ganz sicher heimzahlen.
Kneifen ging auch nicht, zu viele Zuschauer würden die Feigheit mißbilligend ausbuhen.
Ich erklomm das Dach.
Ralfs Fuß trat schon nervös auf dem Gaspedal herum.
"Au weia,", dachte ich mir, "das wird schlimm."
Beim Start schaufelte Ralf mehrere Kubikmeter Geröll in die Radkästen seines treuen Opel, so sehr ließ er die Räder durchdrehen.
Mir wurde etwas blümerant.
Die ersten Runden waren schon in etwa so schnell, wie meine letzten Runden.
Der Aufprall nach der Sprungschanze war jedesmal eine Tortour, ich schlug mir zwar nicht das Gemächt an, sondern meine Oberschenkel, dennoch...
Ich wollte noch eine Runde durchhalten, bevor ich Ralf einen Stopp signalisierte.
Mit einem mächtigen Drift über alle vier Räder schoss der Opel auf die Sprungschanze zu.
Ralf fuhr mit Vollgas rechts an der Schanze vorbei.
Was zum Geier?
Was hatte der Irre vor?
Er schaltete in den dritten Gang.
Oha...
Mit Warp 5 würde er die jetzt folgende Kurve nie bekommen.
Meine Fingerknöchel wurden blutleer, so sehr umklammerte ich die beiden Fensterrahmen.
Der Opel fuhr geradeaus weiter, ballerte ins unbefestigte Geröll auf eine riesige Wasserlache zu.
Meine Augen hatten in diesem Moment sicher den Durchmesser eines amerikanischen Suchscheinwerfers, wie er in Kinofilmen immer so schön zu sehen ist.
Kurz vor dem Wasser riss Ralf das Lenkrad herum. Ich konnte gerade noch umgreifen, um nicht abgeworfen zu werden.
Mit den eben genannten Warp 5 driftete der Kadett quer ins Wasser.
Ein mehrere Meter hoher Tsunami spülte mich vom Dach.
Lehmhaltiges Wasser hat im vorderen Bereich des Gaumens einen erdig samtigen Starter, gefolgt von einem leicht scharfen und kratzigem Gefühl beim Schlucken sowie einen an Dinosaurierskelette und Mäusekot erinnernden Abgang.
Ich schluckte literweise den mäßig leckeren Spätkiesling.
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase an die neuen Lebensumstände wollte ich eben mit regelmäßigen Schwimmbewegungen beginnen, als ich merkte, dass ich saß und mir das Wasser nur bis knapp an die Brust reichte.
Der Kadett stand mehrere Meter entfernt von mir, mitten in der Wasserlache, die jetzt nur noch halb so groß war.
Ein triefend nasser Ralf lugte aus dem Auto und lachte derart laut, daß es an den Hügeln widerhallte.
Nein, er war es nicht alleine, die restlichen Zuschauer, nein, die Menschenmenge gröhlte was das Zeug hielt.
Ich stapfte zu Ralf.
Er war klatschnass.
Der Kadett auch.
Innen.
Komplett.
Das Wasser mußte wie ein Strahl durch die offenen Fenster durchgeschossen sein.
Der Opel war beleidigt und machte keinen Muckser mehr.
Die anschließende Abschleppfete endete in der Kneipe im Nachbardorf, wo wir unsere Klamotten trocknen durften und in Handtücher gehüllt, den Witzen und Späßen der Abschlepper lauschten und selbst Anekdoten zum besten gaben.
Allerdings waren wir ja noch jung und hatten noch nicht so viel erlebt.



-- Montag 14. Dezember 2009, 15:12 --

Hab'sch von dem da:
m
-- Dienstag 15. Dezember 2009, 14:49 --Endlich mal nen ordentlicher Männerspocht.
Auch wenn er aus Russkie-Land stammen tut!
m

rawe: Re: OT: Männersurfen!! (Dienstag 15. Dezember 2009, 16:31)

Krass das Tontaubenschießen im Russenland.
Besser wäre es, wenn immer einer noch auf der "Taube" säße
Die erste Storry is gut - nur ein bissel zu lang
Rainer